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11. Juni 2025
11. Juni 2025
06:47

Aléria Ungezähmt

Aléria ist eine kleine Stadt, die tief in der Geschichte Korsikas verwurzelt ist und dir einen einzigartigen Einblick in die Vergangenheit der Insel bietet. Wenn du durch die alten Ruinen und das wunderschöne Umland spazierst, wirst du schnell merken, dass Aleria weit mehr ist als nur ein weiterer Ort auf Korsika – hier spürst du den Atem der Geschichte und erlebst die Seele der Insel hautnah. In diesem Text möchte ich dich mitreißend in die Welt von Aleria einführen, von ihrer Entstehung über ihre historische Bedeutung bis hin zu ihrer Rolle in der Gegenwart.

Ich fahre jedes Jahr nach Aléria, meistens aus praktischen Gründen. Am großen Kreisverkehr steht der einzige Supermarkt weit und breit. Daneben liegt ein kleiner Baumarkt, in dem ich meine leere Gasflasche tausche. Am Automaten vor der Bank hole ich Bargeld. Mehr erwarte ich von dem Ort nicht.

Aléria ist keine hübsche Altstadt und kein Postkartenmotiv. Die Durchgangsstraße wirkt sachlich. Links und rechts stehen Souvenirläden, zwei Tankstellen, die Post, einige Boutiquen, zwei Bäckereien und mehrere Cafés. Am Meer befindet sich ein Campingplatz mit Stellflächen und wenigen Mietbungalows. Er besitzt einfache Sanitäranlagen, Stromanschlüsse und direkten Zugang zum Strand.

Die Rolle solcher Orte hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Früher musste man an den Bankschalter oder zur Post, um Euroschecks einzulösen. Wer zu Hause anrufen wollte, kaufte dort eine Telefonkarte und stellte sich anschließend vor die Telefonzelle. Heute erledige ich alles mit Bankkarte und Handy.

Trotz seiner Nüchternheit ist Aléria für mich ein fester Anlaufpunkt. Wenn wir auf Korsika ankommen, fahren wir zuerst an die Ostküste zum Campingplatz am Bravone ca. 20 Kilometer vor Aléria. Wir stellen den Campingbus ab, holen die Klappstühle heraus, kochen Kaffee und schauen aufs Wasser. Diese Routine signalisiert den Beginn des Urlaubs.

Zwanzig Jahre lang übernachteten wir auf einem Platz nahe Solenzara. Ein Unwetter ließ den Fluss Solenzara über die Ufer treten und spülte den gesamten Platz weg. Seitdem stehen wir auf einem kleinen Gelände am Bravone. Dort gibt es morgens frisches Brot und Croissants, tagsüber Getränke an der Bar und abends Pizza auf der Terrasse. Lebensmittel, Gas und andere Dinge besorgen wir weiter in Aléria.

Der Ort zählt rund 2.300 Einwohner und hat eine lange Geschichte, die von wechselnden Besatzern geprägt ist. Zuerst kamen griechische Siedler, dann Etrusker und Karthager. Später gründeten die Römer hier eine Kolonie. Die freigelegten Fundamente kann man besichtigen. Etwas höher über dem Ort steht das Fort Matra als späteres Zeugnis militärischer Nutzung.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Aléria einen Bahnhof. Die korsische Eisenbahn verband die Ostküste mit dem Inselinneren. 1943 sprengte die deutsche Wehrmacht den Bahnhof. Seither wurde sie nicht wieder aufgebaut.

Aléria liegt an einer Verkehrsgabelung. Wer geradeaus auf der T10 bleibt, fährt weiter nach Süden bis Porto-Vecchio. Kurz nach der Tankstelle zweigt rechts die T50 ab. Sie folgt dem Tavignano durch das Tal hinauf nach Corte und später in die Berge. Die T50 war früher eng und kurvenreich. In den letzten Jahren haben Baucrews mehrere Engstellen verbreitert und Leitplanken gesetzt. Heute kommt man zügiger voran, doch ein wenig der alten Spannung ist geblieben.

Ich betrachte Aléria nicht als Reiseziel, sondern als Versorgungsstation mit historischer Kulisse. Die Kombination aus Supermarkt, Bank, Baumarkt, Ausgrabungsstätte und Küstenlage macht den Ort unverzichtbar, wenn man an Korsikas Ostküste unterwegs ist. So führt mich der Weg jedes Jahr aufs Neue hierher.

Was bleibt, ist das korsische Lebensgefühl, das Gewusel, die Hitze auf dem Parkplatz am Supermarkt, der Duft, der aus den Bäckereien und Cafés strömt und die eigene Geschichte, die mich und meine Familie, mit dem Ort verbindet,

Mehr zur Geschichte des Ortes finden Sie auf der Internetseite Paradisu

Bemerkung: Korsika ist ein Naturparadies mit einer enormen biologischen Vielfalt. Es liegt an Dir, Deinen Urlaub so zu gestalten, dass dieses Paradies auch für kommende Generationen erhalten bleibt. Wenn Du Deine Schritte überlegt setzt, Müll vermeidest und örtliche Regelungen achtest, wirst Du einen unvergesslichen Aufenthalt erleben – und dabei zum Schutz der Insel beitragen. Als alter Korsikakenner kann ich Dir nur ans Herz legen: Nimm Dir die Zeit, mit Respekt und Aufmerksamkeit auf die Natur zu blicken. Denn nur so kannst Du die wilde Schönheit Korsikas wirklich begreifen und etwas zurückgeben, um sie für lange Zeit zu bewahren.

Verwaltung und Lage

• Status: Gemeinde (Commune) im Département Haute-Corse (2B), Region Korsika [1]
• Arrondissement: Corte; Kanton: Fiumorbo-Castello [1]
• INSEE-Code: 2B005; Postleitzahl: 20270 [1]
• Koordinaten: 42°02′05″ N, 9°28′10″ O [2]
• Bürgermeister (Mandat 2020–2026): Antoine Clément [1]

Fläche, Topografie und Nachbar­schaften

• Fläche: 155,8 km² [2]
• Höhenlage: 0 m (Mittelmeer) bis 576 m (max. Punkt in den Hügeln im Norden) [2]
• Naturräume: Küsten­lagunen Étang d’Urbino und Étang de Diana, das Mündungsdelta des Fium’Alto [4]
• Nachbargemeinden: Tallone, Zuani, Pietra-di-Verde, Matra, Pianello u. a. [2]

Klima

• Typ: mediterran (Köppen Csa) [3]
• Jahresmittel T°: ca. 15,7 °C; wärmster Monat August (Mittel max. 28,9 °C), kältester Januar (Mittel min. 7,8 °C) [3]
• Niederschlag: ca. 710 mm/Jahr; Niederschlags­spitzen Oktober–Dezember [3]

Bevölkerung

• Einwohner: 1 840 (Stand 2019) [1]
• Dichte: ca. 12 Einw./km² (eine der flächengrößten, aber dünn besiedelten Gemeinden Korsikas) [1]
• Demografische Entwicklung: leichter Rückgang seit den 1990er Jahren [1]

Geschichte

• Antike: 565 v. Chr. Gründung der phokäischen Kolonie Alalia; bedeutender Handelsposten im westlichen Mittelmeer [5]
• Etrusker-Karthager-Streit: berühmte Seeschlacht von Alalia (um 540 v. Chr.) [5]
• Römische Zeit: Umwandlung in eine römische Kolonie (Colonia Cornelia Veneria) unter Marius (1. Jh. v. Chr.) [5]
• Mittelalter bis Neuzeit: mehrfache Zerstörungen (Sarazenen, Pisaner); unter Genueser Herrschaft; seit 1789 kommunale Selbstverwaltung [5]

Wirtschaft und Infrastruktur

• Landwirtschaft: Reis- und Gemüseanbau auf den Schwemmlandebenen; Oliven- und Weinbau [4]
• Fischerei und Aquakultur in den Lagunen; Salzgewinnung in Étang d’Urbino [4]
• Tourismus: archäologisches Museum, Ausgrabungs­gelände, Vogelbeobachtung in den Lagunen, Strände bei Alzitone und Padulone [4][6]
• Verkehr:
– Straße: RN 198 (Bastia–Porto-Vecchio), D343
– Bahn: nächster Bahnhof in Ghisonaccia (ca. 20 km)
– Flugverkehr: Flughafen Bastia-Poretta (ca. 50 km)

Kultur und Sehens­würdigkeiten

• Archäologisches Gelände «Ruines d’Aléria» mit phokäischen, etruskischen, römischen Überresten (UNESCO-Tentativliste) [7]
• Musée départemental d’Archéologie d’Aléria (Rekonstruierte bronzezeitliche und antike Siedlungen) [6]
• Römische Thermenreste und Stadtmauerfragmente
• Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption (17 Jh.)
• Fort von Matra (16 Jh.) über dem Dorf Matra, Ortsteil von Aléria [6]

Feste und Veranstaltungen

• Fiera di l’Aliva (Oliven- und Ölmesse, November) [4]
• Festival «Core in Festa» (Korsisches Chor­gesangsfest, Juli) [4]
• Lokaler Wochenmarkt: dienstags in Aléria-Ort, donnerstags in Tallone [4]

Quellen

[1] INSEE – «Commune d’Aléria» (https://www.insee.fr)
[2] IGN Géoportail (https://www.geoportail.gouv.fr)
[3] Météo-France – Klimadaten Aléria (https://www.meteofrance.com)
[4] Corse Tourisme – Aléria (https://www.corsica-tourisme.com)
[5] Wikipedia (franz.) «Aléria» (https://fr.wikipedia.org/wiki/Al%C3%A9ria)
[6] Ministère de la Culture – Base Mérimée (https://www.pop.culture.gouv.fr)
[7] UNESCO World Heritage Centre – Tentative List (https://whc.unesco.org)