Die Calanche (auch Calanques de Piana genannt) sind eines der spektakulärsten Naturschauspiele auf Korsika und ziehen jährlich zahlreiche Reisende in ihren Bann. Diese zerklüftete Felslandschaft aus rotem Granit erstreckt sich an der Westküste der Insel zwischen Porto und Piana und zählt zum UNESCO-Weltnaturerbe. In diesem Blogartikel möchte ich dir einen umfassenden Überblick über die Calanche geben: von ihrer Entstehung und geologischen Beschaffenheit über sehenswerte Ausflugspunkte und Orte in der Umgebung bis hin zu den Straßen, die dich zu dieser faszinierenden Szenerie führen. Lass dich entführen in eine Welt aus roten Felsen, türkisblauem Meer und atemberaubenden Aussichtspunkten, die lange in Erinnerung bleiben wird.
Les Calanche de Piana
Die Calanche de Piana sind ein 1,5 km langer Küstenabschnitt aus leuchtend rotem Granit, westlich des Dorfes Piana an der Balagne-Küste Korsikas (42°14′30″ N, 8°35′30″ E). Sie bilden zusammen mit dem Golf von Porto und den Bergen von Scandola das UNESCO-Welterbe „Golfe de Porto“ (seit 1983). Die bizarren Türme und steilen Schluchten entstanden im Perm (≈250 Mio. J.) während der Hercynischen Gebirgsbildung und wurden in Jahrtausenden durch Wind, Frost und Meer geformt.
Geografische Lage
– Département Corse-du-Sud, Gemeinde Piana
– Unmittelbar am Nordrand des Golfs von Porto
– Erreichbar über die D81 (Route des Calanche) mit mehreren Aussichtspunkten
Geologie & Beschaffenheit
– Permischer Quarz-Monzogranit, rot bis karminfarben durch Eisenoxidhäute
– Tiefverwitterte Felsen, steile Spalten und Rundkuppen
– Höhe der Hauptsporne: 250–330 m über Meeresspiegel
– In den Schluchten Reste seltener Macchia-Formationen und maritime Kiefern
Besonderheiten
– Nur Fuß- und Radwege im Inneren, Kletterrouten von Mai–September
– Vogelwelt: Wanderfalke, Adlerbussard, selten der Korsische Uhu
– Beliebteste Aussicht: Belvédère de Capu Rossu und Col de Palmarella
– Lichtstimmungen: rosa bis violette Töne bei Sonnenauf-/untergang
Wichtige Gipfel und Felsnadeln
Capu Rossu (328 m)
Dieser mächtige Felssporn markiert den südlichen Abschluss der Calanche. Sein Gipfel bietet bei klarer Sicht Blick über den Golf von Porto bis zur Scandola-Küste. Die steile Nordwand fällt senkrecht ab, an ihrem Fuß liegt die berühmte Felsnadel „A Testa“. Geologisch ist hier der älteste, grobkörnige Granit sichtbar. Botanisch dominieren Flechten und Steinbrech.
Capu d’Orto (270 m)
Namensgebend („Aalspalt“), ragt Capu d’Orto mit schmalem Grat in den Himmel. Seine Südflanke ist stark zerrissen, die Nordseite trägt einen schmalen Kamm, der zu kühnen Gratwanderungen einlädt. Im Frühjahr blühen hier seltene Orchideenarten in den Felsspalten. Im Hintergrund glitzert das Meer tiefblau.
Punta di a Vacca (301 m)
Direkt an der Route des Calanche gelegen, ist die „Kuh-Spitze“ leicht vom Parkplatz am Belvédère aus erreichbar. Der gleichmäßig gerundete Gipfel besteht aus feinkörnigem Granit; die Färbung wechselt je nach Sonnenstand von Ocker zu Lachsrot. Unterhalb liegen kleine Buchten mit kristallklarem Wasser, die nur zu Fuß oder per Kajak zugänglich sind.
Punta di u Pizzuddu (285 m)
„Spitziger Gipfel“ überragt eine enge Schlucht, in der jahrtausendealte Abrissformen gut studiert werden können. Die Wand zum Meer hin ist zerklüftet, am Fuße sammelt sich von Flut und Regen abgetragenes Granitsand. Im Sommer bieten diese Buchten heimischen Seebären Zuflucht.
Punta di a Guarda (312 m)
Als nördlichster Hauptgipfel wacht Punta di a Guarda über den Zugang zur Schlucht des Rio d’Ota. Sein Plateau ist nur über steile Pfade erreichbar, von oben hat man freie Sicht auf die Balagne und die Insel Elba. Besonders eindrucksvoll: die Lichterscheinungen am Abend, wenn das Gestein tieforange leuchtet.
Quellen
1) UNESCO World Heritage Centre: „Gulf of Porto: Calanche of Piana, Gulf of Girolata, Scandola Reserve“, https://whc.unesco.org/en/list/258, Abruf Mai 2024
2) IGN Géoportail: Topographische Karten 1:25 000, Blatt «Piana–Porto», Stand 2023
3) INPN (Inventaire National du Patrimoine Naturel): Artenschutzkartierung Calanche de Piana, 2022
4) BRGM GeoRessources: Geologische Karte Korsika, Blatt Piana, 1:100 000, 2021
Bemerkung: Korsika ist ein Naturparadies mit einer enormen biologischen Vielfalt. Es liegt an Dir, Deinen Urlaub so zu gestalten, dass dieses Paradies auch für kommende Generationen erhalten bleibt. Wenn Du Deine Schritte überlegt setzt, Müll vermeidest und örtliche Regelungen achtest, wirst Du einen unvergesslichen Aufenthalt erleben – und dabei zum Schutz der Insel beitragen. Als alter Korsikakenner kann ich Dir nur ans Herz legen: Nimm Dir die Zeit, mit Respekt und Aufmerksamkeit auf die Natur zu blicken. Denn nur so kannst Du die wilde Schönheit Korsikas wirklich begreifen und etwas zurückgeben, um sie für lange Zeit zu bewahren.